Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und digitale Bildungsmedien auf der didacta

Quelle: Rundfunkkommission der Länder im Netz
Veröffentlicht am 31.03.2014

Die Rundfunkkommission der Länder hat am Montag, 24. März, unter der Führung des Landes Rheinland-Pfalz eine öffentliche Online-Konsultation zur Reform des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags gestartet. Der aktuelle Staatsvertrag stammt aus dem Jahr 2003, eine Novellierung scheiterte 2010. Zum neuen Entwurf sind bereits wieder kritische Stimmen zu hören. Teile des Entwurfs verstoßen gegen das Telemediengesetz und die E-Commerce-Richtlinie, bemängelt der Rechtsanwalt Thomas Stadler. Technische Mittel wie ein Internetfilter zum Blocken von Inhalten sind aufgrund ihrer Fehleranfälligkeit stets umstritten.

Bis zum 19. Mai können sich Bürger mit ihren Vorschlägen im Netz einbringen, welche bis Anfang Juni ausgewertet werden. Zur Sitzung der Rundfunkkommission am 12. Juni sollen dann die Eckpunkte der JMStV-Novelle vorgelegt werden. Am 16. Juni sollen die Eckpunkte ins Netz gestellt werden und vier Wochen lang frei zur Diskussion stehen. Nach der Online-Konsultation soll der Staatsvertragsentwurf erstellt werden. Eine Abstimmung wird zum Dezember erwartet. Alle 16 Bundesländer haben an dem aktuellen Entwurf mitgearbeitet.

Quelle: Rundfunkkommission der Länder im Netz

Freiwillige Alterskennzeichnung

Im Entwurf des Staatsvertrags steht unter anderem, dass Anbieter eine freiwillige Alterskennzeichnung vornehmen sollten, vorgeschlagen werden die Altersstufen „ab 12 Jahren“ und „ab 18 Jahren“. Zu den Anbietern mit „user generated content“, also von den Nutzern erstellte Inhalte, gehören auch soziale Netzwerke, Blogs und Foren. Der Entwurf sieht außerdem vor, Angebote mit Alterskennzeichnungen in einer für ein Jugendschutzprogramm auslesbaren Art und Weise zu kennzeichnen und diese Inhalte zu privilegieren. Für die Privilegierung müssen jedoch einige Bedingungen erfüllt werden, etwa muss der Anbieter einer Seite unerwünschte Inhalte verdeutlichen, Kontrollmaßnahmen durchführen und ein Beschwerdemanagement führen.

Soziale Medien und Datenschutz im Unterricht

Da der Umgang mit neuen Medien nicht nur eine Frage staatlicher Regulierung ist, stand das Thema auch im Fokus der diesjährigen didacta. Bildungsexperten und Politiker diskutierten mit Lehrkräften, Erziehern, Trainern und Eltern über neue Produkte und Lösungen in Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Beispielsweise nutzen bereits eine Vielzahl an Schülern Facebook und WhatsApp zum Lernen, sodass Lehrkräfte sich mit diesen Diensten vertraut machen und sie gezielt im Unterricht einsetzen sollten, betont ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Learning Lab der Universität Duisburg-Essen.

So lautete auch das Thema des diesjährigen Hochschultages am 27. März: „Soziale Medien und Schule – von der Facebook-Nutzung für Lehrer bis zum Internet als realer Lebenswelt.“ Dabei sollten Lehrer die korrekte Verhaltensweise im Netz lernen. Dazu gehöre es, eine professionelle Distanz zu wahren und auf Persönliches zu verzichten, so die Empfehlung der Experten. Hausaufgaben und Termine hingegen können über Facebook verbreitet werden, während Twitter eingesetzt werden könne, um Experten von außerhalb in Diskussionen einzubinden. Im Hinblick auf die Digitalisierung des Unterrichts müsse der Datenschutz jedoch eine Kernaufgabe in der Bildung sein, so der Tenor auf der didacta. Sehr simple und damit unzureichende Passwörter sowie unentdeckte Trojaner oder andere Schadsoftware auf Schulrechnern müssten thematisiert werden, forderte Thomas Floß von der Initiative „Datenschutz geht zur Schule“.

E-Learning und Endgeräte

Auch die Themen digitale Unterrichtsmaterialien und freie E-Learning-Kurse, sogenannte Open Educational Resources (OERs), standen auf der Agenda der Bildungsmesse. Der didaktische Einsatz dieser Mittel, etwa in Form von Wikis, soll den Weg zum digitalen Klassenzimmer bereiten. Die Cornelsen Schulverlage haben beispielsweise eine Plattform eingerichtet, die Schulbücher und Zusatzmaterialien wie Arbeitsblätter oder Kurzfilme in digitaler Form teilweise kostenfrei zur Verfügung stellt. Die Lehrkräfte stehen den digitalen Schulbüchern grundsätzlich positiv gegenüber, warnen jedoch vor Abhängigkeiten durch Verträge mit privaten Firmen. Vielmehr sollten Open Source-Bildungsangebote vom Staat gefördert werden, schlagen die Lehrkräfte vor.

Der Einsatz von Laptops, Netbooks und Tablets im Unterricht wurde auf der didacta ebenfalls thematisiert. Mobile Endgeräte sind allerdings noch eine Seltenheit in deutschen Klassenzimmern, was unter anderem an der schlechten WLAN-Versorgung der Schulen liegt, aber auch an den fehlenden USB-Ports und LAN-Kabel-Verbindungsmöglichkeiten von iPads. Auch die Finanzierung der teuren Geräte, die bisher hauptsächlich von den Eltern erworben werden, spielt eine Rolle. Bei Prüfungen müssen zudem Betrugsversuche unterbunden werden, was die Beteiligten bislang noch vor große technische Herausforderungen stellt.

Stimmen zu dem Thema:

Johannes Beermann, Staatsminister der Sächsischen Staatskanzlei
Es ist sehr zu begrüßen, dass die Länder das Thema Jugendschutz angehen und durch die Änderungen des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages Rechtssicherheit für alle erzielen wollen, die sich im Netz bewegen. Gerade vor dem Hintergrund der immer stärker verbreiteten extremistischen Inhalte im Internet, darf das Thema Jugendschutz im Netz nicht vernachlässigt werden. Die Online-Konsultation ist dabei eine gute Hilfe, um durch die Rückkoppelung mit Interessierten und Betroffenen wichtige Anregungen zu sammeln.

(Landesregierung Rheinland-Pfalz, 24.03.2014)

Marion v. Wartenberg, Staatssekretärin beim Minister für Kultus, Jugend und Sport

Digitale Medien sind heute unverzichtbar in Alltag und Beruf. Eine wichtige gemeinsame Aufgabe von Schule und Elternhaus ist es deshalb, Kinder und Jugendliche zu einem verantwortungsvollen und kompetenten Umgang mit Medien zu befähigen. Mit den neuen Bildungsplänen werden wir die Medienbildung noch stärker als bisher verpflichtend im Unterricht verankern. Wichtig sind aber auch qualitativ hochwertige Bildungsmedien. Der digita setzt hier Maßstäbe.

(didacta, 26.03.2014)

Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis, Präsident des Didacta Verbandes

Kinder wachsen heute in einer von Medien geprägten Welt auf. Deshalb ist es entscheidend, dass sie schon früh gemeinsam mit den Eltern und den Fachkräften Medienkompetenz entwickeln. Neuere Ansätze zeigen, dass Kinder schon im Vorschulalter den eigenen Umgang mit Medien reflektieren und verstehen, dass Medien als von Menschen gemacht bestimmte Absichten verfolgen. Diese Kompetenz früh zu stärken, ist die Herausforderung. Auszeichnungen wie der digita können diesen Prozess durch eine qualitative Einordnung der Angebote unterstützen.

(didacta, 26.03.2014)

Prof. Dr. Wilfried Hendricks, Sprecher der digita-Jury

Angebote für mobiles Lernen mit Tablet und Smartphone haben weiter zugenommen und gewinnen in der Spitze an Qualität. Insgesamt gibt es jedoch noch erhebliches  Entwicklungspotenzial, was die didaktische Umsetzung und die thematische Vielfalt anbelangt.

(didacta, 26.03.2014)

Thomas Floß, Initiative „Datenschutz geht zur Schule“

Schülerdaten auf privaten Lehrercomputern müssen zum Beispiel unbedingt verschlüsselt werden.

(Deutsche Welle, 26.03.2014)

 

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Informationsdienst auf UdL Digital und ist Teil der aktuellen Ausgabe zur Netzpolitik. Aylin Ünal ist als Redakteurin des wöchentlich erscheinenden Monitoring-Services für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.

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