„Hass ist keine Alternative für Deutschland“

Kampagne „Keine Alternative für Deutschland“, (c) Bündnis 90 / Die Grünen
Veröffentlicht am 04.03.2016

Die SPD mobilisiert kurz vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt am 13. März nicht gegen die CDU, sondern vor allem gegen rechte Gewalt und die Parteien am rechten Rand. „Unser Land braucht Sicherheit. Keine Brandstifter.“ wird in den nächsten Tagen auf vielen der 1.600 Plakaten zu lesen sein, die in der letzten Wahlkampfwelle in ganz Baden-Württemberg aufgestellt werden. Damit setzen die Sozialdemokraten die Kampagne fort, die bereits Ende Januar mit dem Claim „Meine Stimme für Vernunft“ gestartet ist. Die Bundes-SPD hat als erste Partei mit einer solchen Aktion klarstellt: „Deutschland darf nicht weiter gespalten werden. Unser Land braucht wieder mehr Zusammenhalt, nicht Hass und Gewalt. Ich erhebe meine Stimme für Vernunft und gegen Radikalisierung, Ausgrenzung und Hetze.“ Der Aufruf wurde nicht nur von SPD-Politikern unterstützt, sondern auch von Prominenten wie Iris Berben und Peter Maffay, und sogar von Julia Klöckner, Spitzenkandidatin der CDU im aktuellen Landtagswahlkampf in Rheinland-Pfalz.

Für ihre Onlinekampagne setzt die SPD sowohl auf selbst gestaltbare Online-Banner, als auch auf kurze Videoclips, in denen Prominente und Politiker wie Malu Dreyer erklären, warum sie ihre Stimme für die Vernunft erheben. Der virale Effekt blieb bisher allerdings aus. Nur einige hundert Mal wurden die Videos im Schnitt angeklickt und das, obwohl die Kurzstatements teils sogar ironisch-lustig und somit nach den Regeln des Online-Aktivismus sehr „klickbar“ sind. „Hey, schonmal was vom Grundgesetz gehört?“ fragt die Schauspielerin Ursela Monn den fiktiven Wähler am rechten Rand. „Einfach mal nachlesen. Steht alles drin, wie man mit Menschen umgeht und so – brauchste nicht mal mehr denken! So’n Land wie Deutschland mit so ’nem tollen Grundgesetz, kannste richtig stolz drauf sein. Dann wirst du automatisch irgendwann wieder vernünftig. Und deshalb gebe ich meine Stimme für die Vernunft.“

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AfD nutzt Kampagne für sich

Wie die Reaktionen in den sozialen Medien zeigen, scheinen sich tatsächlich viele AfD-Unterstützer durch die Kampagne der SPD angesprochen zu fühlen – allerdings nicht im gewünschten Sinn. In den Kommentarfunktion bei Facebook und Youtube sowie mit dem Twitter-Hashtag #stimmefürvernunft versucht die AfD die Interpretationshoheit zu gewinne und sich als „Die einzige Stimme der Vernunft in Deutschland“ zu positionieren. Da die AfD in den sozialen Netzwerken – sie hat bei Facebook mehr „Follower“ als SPD und CDU zusammen – stark ist, führte diese Trittbrettfahrt zu einem gewissen Erfolg. Die SPD steuert nun nach und benennt mit dem neuen Kampagnenmotiv konkret die „Brandstifter“.

Keine Alternative von Bündnis 90/Die Grünen

Bündnis 90/Die Grünen stellen sich ebenfalls ganz direkt gegen die AfD. Mit Claims wie „Ausgrenzung ist keine Alternative für Deutschland“, „Gewalt ist keine Alternative für Deutschland“ oder „Angst ist keine Alternative für Deutschland“ vor Bildern von brennenden Flüchtlingsunterkünften oder Flüchtlingskindern auf der Bootsüberfahrt geht es der Partei um eine deutliche Emotionalisierung der Diskussion und eine Aktivierung der AfD-Gegner in der breiten Bevölkerung.

„Teilt das erste Bild unserer Kampagne und setzt damit ein klares Zeichen zur Verteidigung der Menschenrechte!“ fordert ein Facebook-Post der Bundespartei. Mit dem Untertitel „Jetzt Mensch bleiben“ kann sich jeder angesprochen fühlen und sich am „Clicktivism“ beteiligen. Damit sich nicht-Parteianhänger nicht vereinnahmt fühlen, wenn sie fleißig teilen, wurde – anders als bei der SPD – bei den Bildern der Onlinekampagne auf das Logo der Partei verzichtet. Um der AfD nicht nur Bilder, sondern auch Fakten entgegenzusetzen, können Nutzer auf der Website der Grünen zudem die AfD-Parolen zu Zuwanderung und Asyl in Deutschland mit den Fakten vergleichen. „Einfach auf die Parole klicken und die grüne Antwort auf Fremdenhass erfahren!“ heißt es dort.

Geklickt wird derzeit auch auf ein Video der Jungen Union, die ebenfalls zeigen will, dass die AfD #keineAlternative ist. Über 100.000 Mal wurde das Video der konservativen Jugendorganisation bei Facebook bereits angeschaut und mit fast 400 Kommentaren versehen, während die Mutterpartei noch zwischen Merkels „Wir schaffen das“ und Horst Seehofers Abschottungspolitik ihren Kurs sucht.

Grüne Alternative
Kampagne „Keine Alternative für Deutschland“, (c) Bündnis 90 / Die Grünen

Böhmermanns „Du für Deutschland“

Offensiv angegangen wird die AfD derzeit auch von ZDF-Entertainer Jan Böhmermann, der kürzlich von der GQ zu Deutschlands Meinungsmacher Nummer 1 gekürt wurde. Im Rahmen seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ hat er mit „Du für Deutschland“ eine Anti-AfD Kampagne gestartet, bei der Internetnutzer ein Bild von sich hochladen können und anschließend ein AfD-inspiriertes Wahlplakat mit Nonsens-Wahlparolen erhalten, das sie in den sozialen Netzwerken teilen können.

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