Green-IT: Wie Computer unsere Umwelt belasten

Foto: CC BY-SA 2.0 Flickr User Christiaan Colen.Bildname: Printer icon. Ausschnitt bearbeitet.
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Veröffentlicht am 03.11.2017

Ambivalent – so könnte man die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) aus Umweltgesichtspunkten beschreiben: Auf der einen Seite sorgen viele Anwendungen, wie z. B. die intelligente Steuerung der Stromnetze oder die Vernetzung verschiedener Mobilitätsoptionen für die Einsparung von Treibhausgasemissionen. Auf der anderen Seite sind die Herstellung, Nutzung und Entsorgung von IKT teilweise mit starken Umweltbelastungen verbunden. So haben Experten zufolge die weltweiten CO2-Emissionen der IKT mit rund zwei Prozent bereits das Niveau der Emissionen aus dem Flugverkehr erreicht. Und in Deutschland wird laut Experten der IKT-bedingte Stromverbrauch bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent steigen. Dass die Klimadebatte immer stärker auch die IKT-Branche einholt, erklären diese Zahlen.

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Greenpeace-Studie

Erst kürzlich hat Greenpeace International im „Guide to Greener Electronics 2017“ eine Analyse der 17 weltweit führenden Hersteller elektronischer Geräte in Bezug auf die Umweltauswirkungen bei Herstellung und Lieferketten veröffentlicht. Dabei wurden insbesondere die Faktoren Energieverbrauch, Rohstoffverbrauch und der Ausstoß von Chemikalien unter die Lupe genommen.

Den Ergebnissen zufolge entsprechen die CO2-Emissionen aller 17 Hersteller im Jahr 2016 zusammengerechnet ungefähr der Menge CO2, die Tschechien in einem Jahr ausstößt – und das sind 103 Millionen Tonnen. Allerdings tragen die Hersteller in unterschiedlich starkem Maße zu dieser Menge bei. Während Apple z.B. zu 100 Prozent erneuerbare Energien in der Lieferkette einsetzt, kommt bei Samsung nur ein Prozent aus erneuerbaren Energien. Betrachtet man alle drei Faktoren zusammen, dann schnitten auf Position eins Fairphone, dann Apple und auf Position drei Dell am besten ab. Die schlechtesten Ergebnisse in Puncto Umweltfreundlichkeit erlangten die chinesischen Unternehmen Xiaomi Tech, Vivo und OPPO Electronics.

Als grundlegendes Problem des hohen Rohstoffverbrauchs der Hersteller sieht Greenpeace das sich ändernde Design der Elektrogeräte an. Es sei darauf ausgerichtet, den Wiederbeschaffungszyklus zu beschleunigen, da die Geräte weder repariert noch ausgebaut werden können und deshalb nicht nachhaltig seien. Vor allem Apple, Microsoft und Samsung gingen hier in eine falsche Richtung, so das Ergebnis der Studie.

Vorbild für „Greener IT“

Mit gutem Beispiel für die Umwelt dagegen geht der Gründer Paul Cvilak mit Deutschlands erstem gemeinnützigen IT-Unternehmen AfB (Arbeit für Menschen mit Behinderung) voran. Sein Prinzip: Firmen geben alte Elektrogeräte wie Handys, Drucker oder Computer bei einem AfB-Store ab. Dort kümmert man sich dann um  Datenlöschung wie Aufbereitung – anschließend werden die Geräte wiederverkauft. Dafür, dass das Unternehmen vor allem Menschen mit Behinderungen einstellt, hat die ehemalige Arbeitsministerin Andrea Nahles im März 2017 den Bundesverdienstorden für soziales Engagement an Cvilak verliehen.

Auch Telefónica Deutschland setzt sich mit einem Handyrecyclingprogramm für mehr Ressourcenschonung ein. Das in Partnerschaft mit dem NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) und der AfB durchgeführte Programm sorgt dafür, dass funktionsfähige Geräte zertifiziert gelöscht, wiederaufbereitet und weiter genutzt werden können. Nicht mehr funktionsfähige Handys werden sicher entsorgt. Mehr Infos zu den Initiativen der Telefonica Deutschland zum Thema Ressourcenschutz und CO2-Reduktion, sowohl auch zum Responsible Business Plan 2020 finden sie hier.

Im Politikbetrieb ist das Thema Green-IT lange angekommen. Dies zeigen sowohl das vom Rat der IT-Beauftragten im Jahr 2009 verabschiedete Ziel, „den IT-Energieverbrauch der Bundesverwaltung um 40 Prozent bis zum Jahr 2013 gegenüber dem Verbrauch vor 2009 zu reduzieren“ sowie der im Jahr 2012 stattfindende Green-IT-Tag der Bundesverwaltung. Dort sagte der ehemalige Umweltminister Peter Altmaier:

„Wir müssen uns mit dem gesamten Lebenszyklus der IT auseinandersetzen und zudem hinterfragen, wie die optimale Lebensdauer für die verschiedenen IT-Produkte aussieht und wie wir die Gratwanderung zwischen Ressourcenoptimierung und steigenden Anforderungen bewältigen können.“

Seit 2012 wurde der Green-IT-Tag der Bundesverwaltung jedoch nicht mehr durchgeführt.

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