Von Hasen auf Kreuzungen: Der Twitter-Marathon der Berliner Polizei

Veröffentlicht am 11.06.2014

Die Sirenen jaulen an uns vorbei und häufig ignorieren wir sie, dabei hinter den Einsätzen viele Geschichten. 24 Stunden lang hat die Berliner Polizei ihre nun dokumentiert – im Kurzformat von Tweets unter #24hPolizei. Einen Tag und 1000 Tweets später zählte sie über 20.000 Follower. Damit verdreifachte die digitale Streife die Followerzahl ihres offiziellen Accounts im Laufe ihrer Berichterstattung. Die Absicht hinter der Aktion dürfte neben des Imagegewinns und der Information über ihre Arbeit auch die Rekrutierung von Nachwuchs gewesen sein.

Nicht immer ein Notfall: Hilfe für Tiere und ihre Besitzer

Die Tweets bilden ein umfassendes Lagebild eines durchschnittlichen Einsatztages ab und verdeutlichen, dass auch für banale Vorfälle der Notruf gewählt wird. Darunter finden sich auffällig viele Berichte über in der Öffentlichkeit schlafende Personen oder über Anwohner, die um Tiere besorgt sind. Ein Anrufer hatte eine Taube gesichtet, „die weder frisst noch trinkt“, doch die Polizei nimmt es mit Humor: „nicht ganz unsere Baustelle ;-)“, kommentiert sie diese Meldung. Ebenso verwehrt sie einem Anrufer Hilfe bei der Ameisenplage am eigenen Haus. In einem Hundesalon eskalierte die „Empörung von Frauchen“ über die Frisur ihres Hundes zu Beleidigung, Körperverletzung und Platzverweis, sehr zur Belustigung der mitfiebernden Follower. Ein „Hasen-tweet“ berichtet über einen Hasen, der auf einer Kreuzung „nicht mehr weiter weiß“.
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Talente der Wortgewandtheit

Auch Zwischenberichte aus dem Twitter-Team der Polizei – etwa von der Bärchentasse auf dem Laptop – sind bei der schnell wachsenden Leserschaft populär.[/caption]
Die Berliner Polizei kommentiert die Tweets mitunter sehr humorvoll: Formulierungen wie „Es geht um die Wurst“ bei der Beschreibung einer Schlägerei in einem Imbiss oder der Bericht über ein Rennen von Motorradfahrern, die „tatsächlich schneller als wir“ waren, zeugen von einem gut ausgewählten Kommunikationsteam. In einem Männerwohnheim streitet „Man(n)“ sich darüber, wer den Reinigungsdienst übernehmen soll, lautet ein weiterer Einsatz-Tweet. „Der Klassiker“ passiert natürlich auch: Hund beißt Postbote, der von der Polizei gute Besserungswünsche erhält. Dass die Kurzmeldungen auch in der analogen Welt widerhallen, zeigt dieser Tweet: „Schöne Grüsse zurück an den Herrn, der einen Funkwagen angehalten hat, um uns zu grüßen.“ Auch Zwischenberichte aus dem Twitter-Team der Polizei von der Bärchentasse auf dem Laptop oder über den Schichtwechsel sind bei der schnell wachsenden Leserschaft populär.

Verrückte Vorfälle: Brennendes Mittagessen und Wasserbomben

Teilweise sind die Meldungen selbst bereits so unterhaltsam, dass allein die nüchterne Berichterstattung amüsant ist. In einem Bezirk nimmt ein Einkaufswagen am Straßenverkehr teil, besetzt mit einer Person und geschoben von zwei weiteren. An einer Stelle verursacht ein angebranntes Mittagessen einen Einsatz, an einem anderen Ort ist angebranntes Hundefutter die Ursache für einen vermeintlichen Wohnhausbrand. Absurde Geschichten finden sich zuhauf. Ein freilaufendes Tier stellte sich „nach intensiven Ermittlungen“ als unsachgemäß entsorgter Müll heraus. Dabei setzt die Polizei in ihren Tweets durchaus auf Aufklärung. In einem Tweet über einen in der Umwelt entsorgten Kühlschrank weist sie darauf hin, dass die BSR diesen kostenlos entgegennehmen würde.

Generell – das zeigen die Tweets – muss die Polizei sehr viel schlichten, wenn die Bürger selbst dazu nicht in der Lage sind. Streitigkeiten zwischen Nachbarn wegen der Balkonbepflanzung kommentiert sie verwundert mit „Auch das gibt’s“. Streitigkeiten zwischen Badegästen war der Inhalt des ersten Tweets, mit dem die Aktion startete. Auch wenn Kinder mit Wasserbomben aus dem dritten Stock oder andere Anwohner Hanteln aus dem Fenster werfen, sehen sich Anwohner veranlasst, die Polizei zu rufen. Der letzte Tweet des 24 Stunden-Marathons berichtete, dass noch keine konkreten Fahndungshinweise vom „rotschwänzigen Graupapagei“ vorliegen. Es wird sicherlich nicht die letzte Geschichte der Berliner Polizei sein.

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