Wahl in Hamburg: Gespräche am Infostand statt Wahlkampf 2.0


An diesem Sonntag wird in Hamburg gewählt. Um mit ihren potentiellen Wählern digital ins Gespräch zu kommen, könnten die fünf im Landesparlament vertretenen Parteien CDU (öffnet in neuem Tab), SPD (öffnet in neuem Tab), Die Grünen (öffnet in neuem Tab), FDP (öffnet in neuem Tab) und Die Linke (öffnet in neuem Tab) allerdings mehr tun.
Wahlprogramme in Kurz- oder Langform, Informationen über Bürgerschaftskandidaten, Themenübersichten und Spendenrubriken werden auf allen Webseiten der Parteien optisch ansprechend und übersichtlich präsentiert, aber der digitale Wahlkampf zur Bürgerschaftswahl 2015 findet nur selten im social web statt. Die Parteien der Hansestadt wollen die Wähler hauptsächlich ganz klassisch am Infostand oder bei der Diskussionsveranstaltung in der Kneipe um die Ecke treffen. Ein Prinzip, das in der Großstadt wohl eher von Erfolg gekrönt sein kann als dies beispielsweise in einem Flächenland wie Niedersachsen der Fall wäre, wo die Veranstaltung im nächsten Gasthof auch mal 20 Kilometer entfernt sein kann.
Dialogangebote im Netz
Kalender und Übersichtseiten mit Informationen, wo die nächste Wahlkampfveranstaltung des Bezirkskandidaten stattfindet oder wann die Spitzenkandidaten auf dem Wochenmarkt drei Straßen weiter persönlich anzutreffen sind, finden sich bei allen Parteien. Aber nur eine fordert die Internetsurfer explizit dazu auf, mit ihr im Internet in Kontakt zu treten: Die Hamburger CDU hat sich in punkto digitale Dialogbereitschaft an ihren Wahlkampfslogan „Mehr tun für Hamburg“ gehalten und richtet sich auf der Unterstützerseite Wir für Wersich (öffnet in neuem Tab) direkt an die Besucher der Homepage. Wer dem Aufruf „Schicken Sie uns Ihre Ideen“ folgt, dem werden Antworten versprochen. Das Wahlkampfteam werde sich „umgehend“ mit dem Absender in Verbindung setzen, heißt es auf der Website.
„Hamburg weiter vorn“ – der Wahlslogan der SPD gilt zumindest in punkto Kanalvielfalt bei den sozialen Netzwerken. Auf der Homepage der Hamburger Sozialdemokraten sind die meisten Hinweise auf weitere Internetrepräsentanzen zu finden. Es gibt einen Kasten mit Facebook-Freunden (öffnet in neuem Tab) der Partei, einen Kasten mit aktuellen Tweets (öffnet in neuem Tab) einer Twitterliste (öffnet in neuem Tab) der SPD Hamburg sowie einen Button, der zum FlickrStream der SPD Hamburg führt. Und am Donnerstag machte der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (öffnet in neuem Tab) der Netzgemeinde dann sogar das bisher vermisste Dialogangebot im Internet. Von 12 bis 13 Uhr stand der SPD-Spitzenkandidat den Freunden der digitalen Kommunikation für ein Twitter-Interview unter dem Hashtag #fragscholz (öffnet in neuem Tab) zur Verfügung.
Interviews bei Twitter und Facebook
Ein Format, das auch andere Parteien im Wahlkampf vereinzelt nutzten. CDU-Spitzenkandidat Dietrich Wersich (öffnet in neuem Tab) beantwortete bereits am Dienstag unter #fragwersich (öffnet in neuem Tab) die Fragen der Twitterer. Eine der beiden grünen Spitzenkandidaten Katharina Fegebank (öffnet in neuem Tab) war am Mittwoch unter dem Kürzel #fragKatha (öffnet in neuem Tab) dran. Katja Suding (öffnet in neuem Tab), die Frontfrau der FDP bei der Bürgerschaftswahl, wählte für ihren Austausch mit den Wählern ein anderes soziales Netzwerk. Sie stellte sich am 27. Januar bei ihrem ersten Facebook-Interview unter dem Motto „Frag‘ Katja“ (öffnet in neuem Tab) den Interessenten im Netz. Die Bilanz: 84 Fragen, 448 Antworten und knapp 9.000 erreichte Bürger, wie der @wahl_beobachter (öffnet in neuem Tab) Martin Fuchs bei Twitter (öffnet in neuem Tab) dokumentierte. Aufgrund der guten Resonanz hat die FDP-Spitzenkandidatin Anfang Februar gleich das zweite Interview bei Facebook angeboten. Die Hamburger Partei Die Linke ist die einzige in der Bürgerschaft vertretene Partei, die ihren netzaffinen Wählern weder in den sozialen Netzwerken noch auf ihrer Homepage besondere Dialogangebote im Wahlkampf macht.