Look back – Mobile Living: Digital & Food

Veröffentlicht am 02.10.2015

Verderben uns #foodies & Co den realen Appetit?

Sag mir was du isst und ich sage dir wer du bist! Wann, wie und vor allem was wir essen, hat noch nie so viel über uns ausgesagt wie heute. Unter dem Motto „Die neue Liebe zum Essen – Genuss zwischen Herd und Posting“ diskutierte TV-Moderatorin Tanja Bülter mit ihren Gästen den Einfluss der digitalen Darstellung von Lebensmitteln auf unsere Ernährungsweise. Bei der neunten Ausgabe der Reihe Mobile Living trafen Experten der Gastronomie und Medienlandschaft aufeinander. Trendforscherin und Food-Expertin Hanni Rützle, Chefredakteur Jan Spielhagen, der die Magazine ESSEN&TRINKEN und BEEF! leitet, Sternekoch Marco Müller, Blogger und Buchautorin Franziska Schmid sowie Sebastian Esser, Gründer des Startups Home Eat Home, beleuchteten unsere digitale Liebe zum Essen.

Bilder von Essen schaffen ein Gemeinschaftsgefühl

Hashtags wie #foodporn #foodlove werden zu persönlichen Statements der User, Essen zu fotografieren ist Alltag für viele. Die „Foodporns“ erkennt Trendforscherin Hanni Rützler dabei als moderne Annäherung an das Thema Ernährung. Früher galt die gemeinsame Mahlzeit als Kern der sozialen Interaktion, heute schüfen Smartphone und Apps die Verbindung zwischen einzelnen Menschen. Community statt Familie – der Kreis der Mitesser erweitere sich digital.

Inwiefern dies einen echten Zugang zu kulinarischen Informationen bietet, hinterfragen Verlage und Magazine, die Konsumgüter und Genußmittel aus erster Hand kennen. Chefredakteur Jan Spielhagen weiß um die Qualität der Fachmagazine, denn eine Experten seien Journalisten und Köchen. Die Liebe der Laien zum Posten und Inszenieren von Essen sei aber positiv: „Die Menschen wollen ihr Essen auf dem Teller fotografieren und das ist auch gut so!“. Auch seine Publikationen ESSEN&TRINKEN und BEEF!, profitieren vom steigenden Interesse an Ernährung – die stetig wachsende Auflage sei der beste Beweis. 

Online wird jeder User zum Restaurantkritiker

Wenn jeder zum Fotografen werden kann, müssen Restaurants auch Kritik einstecken können. Marco Müller, Sternekoch und Besitzer des Berliner Restaurants und Weinbar Rutz, sieht diese Gefahr gelassen: „Manchmal wird ein Gericht digital sogar noch schöner inszeniert, als wir es angerichtet haben!“, so Müller. Buchautorin Franziska Schmid hat erlebt wie die digitale Food-Szene und das Urteil der Community die traditionelle Restaurantkritik ablöst. Ihr Blog „veggie love“ begleitet ihren veganen Lebensstil, sie war bei der Geburtssstunde des digitalen Vegan-Trends dabei. Empfiehle sie heute ein Restaurant, bekomme sie kurz darauf selbst keinen Tisch mehr – ihre digitale Empfehlung zähle, so Schmid. Hier profitiert die Gastronomie von der medialen Selbstinszenierung ihrer Gäste.

„Foodies“ fördern den bewussten Umgang mit Lebensmitteln

Sebastian Esser, Gründer des Startup Home Eat Home, verbindet die digitale Welt mit dem Offline Geschäft – und möchte seinen Kunden die Lust am Kochen wieder näherbringen. Deshalb befreit er vom Rezeptbücher-Wälzen und stressigen Einkauf. Ob digitale Bestellungen und Lieferantendienste in Zukunft unser aller Kühlschränke bestücken? Schon heute könnten wir feststellen, so Esser, egal ob digitaler Augenschmaus oder leiblicher Genuß – die Liebe zum Essen fördere den bewussten Umgang mit Lebensmitteln und letztlich auch den Appetit!

32.000 Beiträge für den Food Porn Award

Wie man Mahlzeiten möglichst gekonnt in Szene setzt, zeigten die besten „Foodies“ – die Food-Smartphone-Fotos, die mit der Verleihung der „Foodporn Awards“ ausgezeichnet wurden. Im Rahmen der Berlin Food Week und in Zusammenarbeit mit der Foto-Sharing App EyeEM, gingen zuvor 32.000 Bewerbungen für den Contest ein. Drei Wochen lang hatte die Jury aus hochkarätigen gastronomischen Vertretern – Truong Si Dong Phuong (Mitinhaber der vietnameischen Restaurantkonzepte District Mot, Chénchè Teehaus, SiAn) die Schwestern Maria und Sophia Giesecke (40 days of eating, Mit Vergnügen), Steffen Sinzinger (Sous Chef im XXenia im Pullman Hotel Schweizer Hof und Blogger) und Anke Krohmer (seit 2012 Chefredakteurin von Lust auf Genuss) – die Qual der Bilderwahl. Gewonnen hat schließlich die perfekte Zurschaustellung einer Pizza – das Bild mache Lust auf Sommer, Genuss und lasse einem buchstäblich das Wasser im Mund zusammenlaufen, begründete Juror Truong Si Dong Phuong das Urteil. Die zehn schönsten Foodies wurden im Anschluss der Preisverleihung ausgestellt.

Im Anschluss an das Podium entdeckten die mehr als 200 Gäste selbst, wie die Themen Food und Digital heute einhergehen und probierten die neuesten Apps und Gadgets aus. Das BASE_camp präsentierte außerdem eine Reihe junger kulinarischer Digitalunternehmen in einem Startup Food Market.

Unter das genussfreudige Publikum mischten sich auch die Schauspielerinnen Gerit Kling und Mariella Ahrens, die Schauspieler Axel Schreiber und Werner Daehn, Topmodel Franziska Knuppe, Social-Media-Experte Karim Maataoui, sowie der Schauspieler und Restaurantbesitzer Peer Kusmagk und TV-Moderatorin und Tortenqueen Enie van de Meiklokjes.

Eine Fotogalerie dieses Abends findet sich hier.