Das digitale Umdenken der Verlage: Gemeinsam sind wir stark

Veröffentlicht am 27.02.2015

Ich gehöre der „Generation Y“ an (1977–1998). In meiner Kindheit haben meine Eltern morgens beim Frühstück die Tageszeitung gelesen. Neben Kaffee und Brötchen wanderten die verschiedenen Rubriken einmal um den Tisch, sodass am Ende jeder einmal die komplette Zeitung durchgelesen hatte, bevor es in Richtung Job bzw. Schule ging. Ein tägliches Ritual, das es sicherlich auch noch heute in vielen Haushalten gibt. Aber im Gegensatz zu früher haben wir heute Alternativen zur guten alten Printausgabe der Tageszeitung. Online trifft auf Print. Die digitale Ausgabe der Zeitung ist jeden Tag auf dem Tablet  und Smartphone abrufbar. Das Herumreichen der Zeitung am Frühstückstisch wird nun ersetzt durch das Zusenden von Links und Screenshots bestimmter Artikel. Und so scrollen wir uns morgens auf dem Smartphone durch die digitale Ausgabe der Tageszeitung – posten, twittern und teilen interessante Artikel nicht nur mit der Familie, sondern mit der Welt.

Online vs. Print : Die Digitalisierung der Verlage schreitet voran

Online vs. Print ist kein brandneuer Kulturkampf bei den Verlagen. Anfangs belächelt saßen die Online-Redakteure am Katzentisch neben der Print-Redaktion.  Mit wenig Budget und Personal ausgestattet, schrieben sie sich durch die digitale Welt. Print war das Leitmedium – Online eher ein ungeliebtes Stiefkind, das zurück aus der Zukunft irgendwas mit diesem Internet macht. Und auch 2015 scheint das Unverständnis für den jeweiligen Bereich immer noch zu bestehen. Allerdings mit einem Unterschied: Die Online-Redakteure sitzen nicht mehr an dem Katzentisch, sondern sind oftmals fester Bestandteil der Redaktion. Der Online-Journalismus hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Verlage werden digitaler und passen sich ihrer Leserschaft an. Die Online-Angebote vieler Medienmarken erreichen mittlerweile mehr Leser als die der Druckausgaben, und die Online-Leser sind ebenso gebildet wie die Print-Leser. Online-Redakteure nutzen den Vorteil, den sie haben: Sie variieren die Darstellung  ihrer Geschichten und unterfüttern sie beispielsweise mit Bewegtbildern, Verlinkungen zu alten Artikeln und  interaktiven Grafiken, sie können in Echtzeit arbeiten und haben die Möglichkeit, ihre Artikel über Facebook und Twitter weiter zu verlängern.

Die deutsche Zeitungsbranche  ist auf Innovationskurs

Die Frage, wie man mit Online-Journalismus Geld verdienen kann, wurde in den letzten Jahren viel diskutiert. Die Erkenntnis: bezahlte Inhalte müssen her. Doch dazu müssen Verlage und Internet-User umdenken. Die Generationen X, Y und Z müssen verstehen, dass die Zeiten „Geiz ist geil“ und im Netz gibt es alles kostenlos, enden muss. Wir bezahlen doch auch für die Printausgabe einer Zeitung oder eines Magazins. Warum nicht auch für gut recherchierte und geschriebene Online- Artikel bezahlen? Wir stellen unsere Arbeitszeit doch auch nicht kostenlos zur Verfügung. Die Verlage handeln und bieten immer mehr bezahlbare digitale Abos für die digitale Leserschaft an. Und sie gehen langsam sogar einen Schritt weiter wie die aktuelle Studie „Trends der Zeitungsbranche 2015“ belegt. Laut BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. ) ist die deutsche Zeitungsbranche in allen Bereichen auf Innovationskurs. Das ist das Ergebnis der am 25. Februar vorgestellten Studie, die der BDZV gemeinsam mit der Unternehmensberatung SCHICKLER durchgeführt hat. Drei Trends der Branche kristallisieren sich demnach heraus:

  1. Print stabilisiert sich langsam, das Digitalgeschäft ist ein starker Wachstumstreiber.
  2. Diversifikation: Verlage stellen sich breiter auf und entwickeln neue Geschäftsmodelle.
  3. Die Digitalisierung wird in drei Dimensionen vorangetrieben.

Die Studie zeigt: Viele Verlage gehen in die richtige Richtung. Print und Online haben mittlerweile beide einen wichtigen Stellenwert – eine gute Voraussetzung, um künftig gemeinsame Synergien zu erkennen und auch zu nutzen.