Made in Germany: Eine Reise durch Deutschlands Tech-Zentren

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Veröffentlicht am 11.09.2020

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Wie innovativ ist Deutschland im 21. Jahrhundert? Wo liegen hierzulande Potenziale für Innovationen und welche Schwerpunkte werden in puncto Technologie- und Innovationsförderung gesetzt? Diese Fragen stehen im Fokus unserer vierteiligen Serie „Made in Germany“. Im ersten Teil widmen wir uns Deutschlands Osten und der Gründerhauptstadt Berlin.

Der beste Nährboden für digitale Innovationen sind starke, technologieorientierte Ökosysteme. Dies können Gründerzentren – gerne auch Tech-Hubs genannt – oder auch regionale Netzwerke aus Forschung und Wirtschaft sein. Notwendig ist in jedem Fall der Zugang zu finanziellen Mitteln – bestenfalls auch politisch gefördert. Das bekannteste Beispiel für einen erfolgreichen IT- und Hightech-Standort ist das Silicon Valley in den USA: Diese Region Kaliforniens ist die Heimat zahlreicher Startups und einiger der größten Technologieunternehmen der Welt,  darunter Giganten wie Facebook, Apple und Google. Im gesamten Valley finden sich auf Technologie spezialisierte Institutionen und Forschungseinrichtungen. Aber auch Deutschland verfügt über ausgeprägte Forschungsnetzwerke und eine starke Industrie. Wie steht es also um die Innovationskraft in unserem Land? Welche Standorte sind hier in der digitalen Ökonomie führend?

Antworten zu Deutschlands Standortfaktoren für KI-Startups liefert beispielsweise eine aktuelle Studie des Bundesverbands Deutsche Startups. Eines der zentralen Ergebnisse: In der deutschen Startup-Landschaft zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Regionen – dabei stechen vor allem Metropolen heraus. Ein Drittel der deutschen Startups konzentriert sich auf Berlin (16,1 Prozent), Hamburg (7,4 Prozent) und München (6,9 Prozent). Im Bereich der KI-Startups ist die Konzentration mit knapp zwei Dritteln sogar noch stärker: „Mit 36,5 Prozent ist Berlin der absolute KI-Hotspot, gefolgt von München mit 22,4 Prozent und Hamburg mit einem Anteil von 5,8 Prozent.“

Innovationen kommen aber nicht nur aus der Startup-Metropole Berlin: Neben dem benachbarten Potsdam haben sich auch die nahegelegenen Städte Leipzig und Dresden als Tech-Hubs etabliert. Die beiden sächsischen Städte gehören einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte von 2018 zufolge zu den Top 20 Tech-Standorten in Deutschland. Anlass genug, einen genaueren Blick auf die Entwicklungen in Deutschlands Osten zu werfen.

Innovationen aus der Hauptstadtregion

Bei Innovationen setzt man in der Hauptstadtregion auf Kooperation. Berlin und Brandenburg erarbeiteten bereits 2011 die bundesweit erste länderübergreifende Innovationsstrategie. Diese Partnerschaft wurde 2019 mit der innoBB 2025 fortgeschrieben. Entsprechend ihrer Strategie unterteilen die beiden Länder ihren Innovationsraum in fünf Cluster und greifen dabei ihre Stärken auf: Die Hauptstadtregion ist unter anderem einer der weltweit führenden Standorte in puncto Gesundheitswirtschaft – diese bildet den ersten Cluster. Aber auch die anderen vier Cluster spiegeln die weiteren Domänen des Länderbündnisses wider: Energietechnik, IKT, Medien und Kreativwirtschaft, Optik und Photonik sowie Verkehr, Mobilität und Logistik. Herausragende Innovationen aus diesen Feldern würdigen die Wirtschaftsressorts der Länder Berlin und Brandenburg jährlich mit einem eigens geschaffenen Innovationspreis. Einer der prominentesten Preisträger ist die HPI-Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) aus Potsdam: Die Grundidee der HPI Schul-Cloud ist, Lehrinhalte webbasiert verfügbar zu machen. Dadurch wird der Zugriff von jedem Ort aus möglich und der Einsatz im Unterricht erleichtert. Die vom Bundesbildungsministerium (BMBF) geförderte Cloud ist mittlerweile in mehreren hundert Schulen im Einsatz.

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Ein Innovationstreiber aus der Hauptstadt ist das BioTech-Startup Cellbricks. Cellbricks produziert und vertreibt sogenannte 3D-Bioprinter zum Drucken von Mini-Organen und lebendem Gewebe. Zielgruppe sind Forscher*innen und Industrie aus Bereichen der Regenerativen Medizin und Wirkstoffentwicklung. Eine Erfolgsgeschichte in Sachen E-Health ist außerdem Heartbeat, eine Software für Kliniken. Angefangen bei der Krebsbehandlung bis hin zur Neurochirurgie liefert das System Ärzt*innen wichtige Informationen über das Wohlbefinden des Patienten vor und nach der Behandlung und dient der Verbesserung der medizinischen Qualität. Heartbeat wird mittlerweile von großen Krankenhausketten und Universitätskliniken wie der Charité genutzt.

Berlin ist auch auf dem Feld digitaler Finanztechnologien (FinTech) und beim Thema Internet of Things (IoT) stark. Diese bilden den Arbeitsschwerpunkt des Berliner Digital Hubs. Dabei handelt es sich um einen von deutschlandweit zwölf Kompetenzstandorten, die vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) im Rahmen der Digital Hub Initiative gefördert werden. Deren Ziel ist, durch die Vernetzung etablierter Unternehmen mit innovativen Startups und wissenschaftlicher Exzellenz eine Innovationskultur zu schaffen. In Potsdam konzentriert man sich hingegen auf Mediatech: Als Standort für die Medien- und Filmindustrie weltweit bekannt, wird dort die Entwicklung von digitalen Verfahren der Medienproduktion oder von immersiven Zukunftstechnologien wie Virtual und Augmented Reality forciert. Ein Paradebeispiel für solch eine Innovation aus Potsdam ist der Feelbelt des gleichnamigen Babelsberger MediaTech-Startups. Dabei handelt es sich um einen Gürtel, der Sound körperlich erlebbar macht.

Hightech aus Sachsen

Eine weitere Tech-Hochburg in Deutschlands Osten ist Sachsen: Der Freistaat gehört mit Dresden und Leipzig zu den innovativsten Regionen in Europa. Dabei verfügt Sachsen auch über eine starke Industrie: Das Hightechnetzwerk Silicon Saxony ist beispielsweise der größte Mikroelektronik- und IT-Cluster Europas – die Region Dresden der fünftgrößte Mikroelektronik-Standort weltweit. Jeder dritte in Europa produzierte Chip stammt aus Sachsen. Ein Förderwettbewerb im Rahmen der Innovationsstrategie des Freistaates Sachsen ermittelte vier weitere Innovationscluster für konkrete Verbundprojekte: Wasserstofftechnologie, Sensortechnik, Smart Medical Devices und intelligente Bahntechnik.

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Mit der Förderung von Kooperationsnetzwerken wie biosaxony und health.textil 4.0 unterstützt Sachsen die Vernetzung in Zukunftsfeldern wie der Biotechnologie, Medizintechnik und intelligenten Gesundheitstextilien. Daneben entwickelt der Freistaat den Standort Dresden zu einem spezialisierten Start-up-Ökosystem­ für Smart Systems (Basistechnologien für das Internet of Things). Leipzig ist wiederum ein Zentrum für Smart Infrastructure und fokussiert sich auf Smart City-Technologien sowie die Bereiche E-Health und Energie. Beide Städte bilden einen weiteren, vom BMWi geförderten Digital Hub.

Mit dem Sächsischen Innovationspreis würdigt die Staatsregierung herausragende Innovationen, die im Freistaat entwickelt wurden. Unter den Preisträgern findet sich auch das BioTech-Startup Zellkraftwerk. Dabei handelt es sich um eine Hard- und Software-Technologieplattform, die eine automatisierte Gewebe- und Zellanalyse ermöglicht. Ein wahrer Zugewinn für die Medizinforschung, beispielsweise zur Entwicklung zellulärer Therapien. Den ganz großen Wurf machte das Dresdener Start-Up Airrays: 2019 wurde das Unternehmen mit seiner fortschrittlichen, 5G-tauglichen Antennentechnologie Bestandteil des Silicon Valley Großkonzerns Xilinx. Bei der Innovation handelt es sich um sogenannte mMIMO-Antennen – mMIMO steht dabei für „massive Multiple Input and Multiple Output“. Während klassische Mobilfunkantennen auf einen engen Frequenzbereich besonders spezialisiert sind, bieten die Dresdner Antennen flexible Sende-Empfangssysteme, die sich flexibel an den Bedarf in ihrer Umgebung anpassen. Außerdem bearbeiten sie mehrere Anfragen parallel zueinander und stellen mit dem sogenannten „Beamforming“ eine Schlüsseltechnologie für 5G.

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