KI kurz erklärt: Die deutsche KI-Strategie

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Veröffentlicht am 07.08.2020

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Was genau ist künstliche Intelligenz, wo liegen ihre Potenziale, wie soll ihr Einsatz gefördert und ihre Anwendung reguliert werden? Diesen Fragen widmen wir uns in unserer dreiteiligen Serie “KI kurz erklärt”. Im zweiten Teil geht es um die Ziele und Maßnahmen der Bundesregierung für die Entwicklung und Nutzung von KI in Deutschland.

Im Herbst 2018 verabschiedete die Bundesregierung ihre Strategie Künstliche Intelligenz. Kern der deutschen KI-Strategie: Eine Analyse der Herausforderungen und notwendigen Schritte, um die neue Technologie bestmöglich und nach demokratischen Werten zu nutzen. Die Basis bilden dabei drei gleichrangige Ziele: So beabsichtigt die Bundesregierung Deutschland und Europa zu einem führenden KI-Standort zu entwickeln, die Entwicklung und Nutzung von KI verantwortungsvoll und gemeinwohlorientiert zu gestalten und KI ethisch, rechtlich, kulturell sowie institutionell in der Gesellschaft einzubetten.

Diese drei Ziele sind in den einzelnen Kapiteln der Strategie konkretisiert und mit entsprechenden Maßnahmen unterlegt. Um beispielsweise die deutsche KI-Forschung an der Weltspitze zu etablieren, sollen bundesweit 100 neue KI-Professuren geschaffen werden. Mehrere Leuchtturmprojekte sollen wiederum die Entwicklung gemeinwohlorientierter KI fördern. Die Maßnahmen der Strategie gliedern sich in zwölf Handlungsfelder und reichen von der gezielten Förderung der Wirtschaft zur Anwendung von KI (Handlungsfeld 3), über die Nutzung von KI in der öffentlichen Verwaltung (Handlungsfeld 7) bis hin zu datenpolitischen Zielen wie der Steigerung der Datenverfügbarkeit und -nutzung oder der Schaffung eines gemeinsamen europäischen Datenraums (Handlungsfeld 8). Dabei versteht die Bundesregierung die KI-Strategie als Handlungsrahmen und will diese stetig weiterentwickeln. Derzeit findet die zweite Evaluation statt, um die KI-Strategie beim Fortschreiben den neuesten Entwicklungen und Bedarfen anzupassen. Das Ergebnis wird zum Ende des Jahres erwartet.

Gemeinwohlorientierte Förderungen

Eine erste Bilanz zur Umsetzung der KI-Strategie zog die Bundesregierung im November 2019. Von den 100 neu zu schaffenden KI-Professuren waren bis dahin 30 weltweit ausgeschrieben. Bis 2024 sollen alle 100 Professuren besetzt sein. Mit der Richtlinie zur „Förderung von KI-Nachwuchswissenschaftlerinnen“ will das Bundesforschungsministerium (BMBF)  den Einfluss von Frauen in der KI-Forschung stärken. Deren Beteiligung entspricht laut BMBF „nicht dem Anteil herausragend qualifizierter Frauen“ hierzulande. Dadurch werde „ein großes Potenzial nicht genutzt, zum Nachteil des Forschungsstandorts“. Ein Schwerpunkt soll dabei auf der Vereinbarkeit von Beruf und Familie liegen.

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Im ersten Jahr nach Beschluss der Strategie wurden insgesamt 15 neue Fördermaßnahmen aufgelegt, unter anderem im Anwendungsbereich autonomes Fahren – hier war Deutschland 2019 mit 43 Prozent aller Patentanmeldungen weltweit Spitzenreiter. Ferner soll die Förderung der sechs bestehenden Kompetenzzentren für KI-Forschung bis 2022 verdoppelt werden. Hervorzuheben ist die Förderinitiative „KI-Leuchttürme für Umwelt, Klima, Natur und Ressourcen“ des Bundesumweltministeriums (BMU). Unterstützt werden vorbildliche Projekte, die beispielsweise zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen oder mehr Nachhaltigkeit fördern.

Zur KI-Strategie gehört auch die Förderung von Reallaboren. Reallabore sind zeitlich sowie räumlich begrenzte Experimentierräume. Mit diesem Instrument können Innovationen auf Basis von KI unter realen Bedingungen erprobt und Erkenntnisse in Sachen Regulierung gewonnen werden. Im März 2020 hat außerdem das sogenannte KI-Observatorium im Bundesarbeitsministerium (BMAS) seine Arbeit aufgenommen. Kernaufgabe: Die Auswirkungen von KI auf Arbeit und Gesellschaft zu analysieren.

Aufbau einer europäischen Dateninfrastruktur

Weiterhin mit Spannung erwartet wird die Datenstrategie der Bundesregierung. Denn Datensouveränität und die breite Datenverfügbarkeit sind eines der Kernanliegen der KI-Strategie. Hierbei ist vor allem das Prestigeprojekt GAIA-X ein wesentlicher strategischer Eckpfeiler. Fortschritte wurden auch hier erzielt: Mitte des Jahres wurde eine Gründungsorganisation in Brüssel ins Leben gerufen –  dazu unterzeichnete eine deutsch-französische Allianz aus 22 Unternehmen eine Absichtserklärung. Mit GAIA-X verfolgen Deutschland und Frankreich das Ziel, eine sichere, souveräne und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur aufzubauen. In die Cloud sollen auch KI-Forschungsergebnisse einfließen, um digitale Innovationen zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit Europas weiter zu stärken. Welche Pläne die EU beim Thema KI verfolgt ist nächste Woche Thema des drittens Teils unserer Serie „KI kurz erklärt“.

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