Diversity: Vorbilder, Quoten und „mehr Mut auf beiden Seiten“

Grafik: Global Digital Women
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Veröffentlicht am 19.02.2021

Foto: Global Digital Women

Trotz Fortschritten bei der Gleichstellung von Männern und Frauen in einigen Bereichen gibt es noch immer viele Berufe, die hauptsächlich von Männern ausgeübt werden. Dazu gehören naturwissenschaftliche Berufe, weite Teile der Führungsetagen in der Wirtschaft aber auch die Feuerwehr. Telefónica Deutschland und Global Digital Women luden daher vier spannende Gäste aus all diesen Bereichen ein, um im BASECAMP ON AIR über Herausforderungen und Hebel bei der Gleichstellung zu diskutieren und aus ihren persönlichen Lebenserfahrungen zu berichten.

Mit dabei waren am Donnerstagabend Dr. Suzanna Randall, Astrophysikerin und aktuell in der Ausbildung zur Astronautin, Sabine Müller, CEO von DHL Consulting, Thomas Kuhn, Journalist der Wirtschaftswoche und bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv, sowie Valentina Daiber, Vorständin Recht und Corporate Affairs, Telefónica Deutschland. Moderatorin war die Gründerin, Investorin und Autorin Tijen Onaran.

Videos zur Veranstaltung:

Wenn ihr noch mehr über unsere Gäste und ihre Gedanken zur Gleichstellung im Beruf erfahren wollt, findet ihr hier ein paar spannende Videos.

Vorbilder machen Mut und inspirieren

Suzanna Randall trainiert aktuell dafür, die erste deutsche Frau im All zu werden. Stand heute gab es elf deutsche Astronauten aber noch keine Astronautin. International liegt die Quote bei rund 10 Prozent. Nun ist der Astronauten-Beruf sehr spezifisch, aber er stehe exemplarisch dafür, dass es in stark männlich dominierten Bereichen eine Initialzündung brauche, um den Anteil der Frauen zu steigern, so Randall. Eine „positive Diskriminierung, eine Quote ist daher notwendig, um einen Push zu geben“. Denn nur so schaffe man weibliche Vorbilder, die junge Frauen und Mädchen für MINT-Berufe begeistern können.

Foto: Screenshot Stream

Ein Punkt den Valentina Daiber für sich unterstrich: „Ich habe während der Schullaufbahn Ausschau gehalten noch Vorbildern“, erklärte sie. Fündig wurde die studierte Rechtswissenschaftlerin unter bekannten deutschen Juristinnen wie Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Daneben könne einen das persönliche Netzwerk unterstützen und Chancen eröffnen. „Manchmal braucht man zudem jemanden, der einem eine Tür öffnet“. Im Falle von Daiber war dies beispielsweise eine Aufsichtsrätin, mit der sie eng zusammenarbeitete.

Die Bedeutung der eigenen Einstellung

Sabine Müller rekapitulierte für ihren Lebensweg: „Meine größte Herausforderung war ich selbst“. Sie habe erst einmal lernen müssen, Althergebrachtes zu hinterfragen, um ihren eigenen Weg gehen zu können und hob hervor: „Bis heute muss ich aufpassen, dass ich mir nicht selber im Wege stehe oder falschen Vorurteilen folge“. Das liege zum einen an einer vergleichsweise konservativen Erziehung und zum anderen daran, in einer männlich dominierten beruflichen Welt aufgestiegen zu sein. Für den beruflichen Erfolg komme es dann auf viele Dinge an, so Müller. Es gehöre auf jeden Fall auch Glück dazu. „Manchmal muss man einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und sich bemerkbar machen“. Darüber hinaus sei ein gewisses Durchhaltevermögen und Mut essenziell.

Ein anderer Aspekt, der in der Diskussion immer präsent war aber von Thomas Kuhn besonders auf den Punkt gebracht wurde, ist das Bewusstsein für das Thema Gleichstellung. „Bewusstsein ist aus meiner Sicht das wichtigste, dass Männer in Funktionen, in denen sie etwas bewegen können, beitragen“, so Kuhn. Das könne damit beginnen, dass ein Autor entscheidet, in die Kinderserie „Feuerwehrmann Sam“ mit Penny Morris eine Feuerwehrfrau aufzunehmen. Es könne aber auch die Entscheidung sein, Berufe oder Vereine, die vormals nur Männern vorbehalten waren, auch für Frauen zu öffnen. Gleichzeitig, erklärte Kuhn, nehme er immer noch starke Beharrungskräfte wahr.

Der Weg in die Zukunft

Was brauchen wir also für den Weg in die Zukunft? Suzanna Randall wünscht sich „mehr Akzeptanz und dass es in den Köpfen der Menschen künftig keine klassischen Männer- und Frauenberufe gibt“. Da helfe es manchmal schon, wenn auf einer Spielzeugverpackung nicht nur Frauen, sondern auch Männer auf einem Ponyhof zu sehen sind. Thomas Kuhn plädiert für mehr Mut auf Seiten der Einstellenden wie der Bewerber*innen. Was wir vermitteln sollten, so Kuhn, ist das Gefühl: „mach’s, trau Dich, sei nicht Dein eigener Gegner oder Deine eigne Gegnerin.“

Foto: Screenshot Stream

In Bezug auf die Wirtschaft hält Valentina Daiber ein „ganzes Bündel an Maßnahmen“ für notwendig. Es brauche Outreach- und Mentoring-Programme aber auch eine harte Quote. Telefónica arbeite seit Jahren mit Quoten für die einzelnen Führungsebenen und habe diese zudem mit den Boni für die Führungskräfte verknüpft. „Spätestens dann wird es auch engagierter“. Auf diesem Wege könne der Anteil von Frauen in den Unternehmen Stück für Stück gesteigert werden – mit dem Ziel, dass sich die Entwicklung ab einem gewissen Punkt selbst trägt.

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