DLD 2020: „Digitalisierung ist ein Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit“ 

Foto: Holger Maass
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Veröffentlicht am 21.01.2020

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Klimaschutz und Digitalisierung sind die beiden Megatrends unserer Zeit. Doch welche Wechselwirkungen bestehen zwischen den beiden Entwicklungen? Ist die Digitalisierung ein Klima-Retter oder Klima-Killer? Und welche Rolle spielt Datensouveränität bei einer nachhaltigen Digitalisierung? Über diese spannenden Themen diskutierte Telefónica Deutschland-Chef Markus Haas mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft auf der diesjährigen DLD-Konferenz in München.

Klimaschutz, Nachhaltigkeit und damit auch die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung der Wirtschaft stehen derzeit im Zentrum einer globalen Debatte. Für Markus Haas ist die Antwort eindeutig: „Die Digitalisierung ist ein wichtiger Schlüssel, damit wir unsere Nachhaltigkeitsziele erreichen – vor allem beim Klimaschutz“, sagte der Telefónica Deutschland-Chef auf der Digital Life Design-Konferenz (DLD), seit 2005 eine der führenden internationalen Digitalkonferenzen. Moderiert von der früheren Vizepräsidentin der EU-Kommission, Viviane Reding, diskutierte er mit dem Vorstand für E-Commerce der Otto Group, Sebastian Klauke, und der ehemaligen liberalen Europaabgeordneten und Direktorin am Stanford Cyber Policy Center, Marietje Schaake, zum Thema „Digitalization & Responsibility“.

Digitalisierung als Chancen verstehen

Egal ob bei Energienetzen, in der Industrie oder ressourcensparenden Formen der Mobilität – durch neue Technologien werde es künftig möglich sein, den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich zu reduzieren, sagte Haas. Eine Schlüsselrolle nehme dabei der neue Mobilfunkstandard 5G ein, der derzeit in Deutschland und vielen anderen Ländern ausgebaut wird und der deutlich bessere Datenverbindungen ermöglicht. „Smart Cities, smarte Mobilität und eine smarte Industrieproduktion – für all das benötigen wir 5G“, betonte Haas. Nach Ansicht von Viviane Reding sei es dabei wichtig, die Chancen und Vorteile der Digitalisierung für alle erlebbar zu machen. Nur so lasse sich der weit verbreitete Pessimismus in Bezug auf die Auswirkungen der Digitalisierung zurückdrängen, sagte die Luxemburgerin.

Foto: David Biebricher

Insgesamt zeigte sich Haas optimistisch, dass der Beitrag der Digitalisierung zur Minderung der globalen CO2-Emissionen am Ende größer sein wird als die Menge an Emissionen, die beispielsweise durch die Datenverarbeitung erzeugt wird. Für Telefónica als Unternehmen, betonte Haas, habe das Thema Nachhaltigkeit eine hohe Priorität – seit 2016 wird zu 100 Prozent auf Grünstrom gesetzt.

Nachhaltig heißt, Verantwortung zu übernehmen

Für die Otto Group nehme das Thema Verantwortung bereits seit vielen Jahrzehnten eine besondere Rolle ein, erklärte Sebastian Klauke. 1986 habe das Unternehmen begonnen, sich Gedanken über die Produktionsbedingungen bei Zulieferern zu machen und dieses Thema in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Im Zuge der digitalen Transformation des Unternehmens sei aber auch die Verantwortung gegenüber den eigenen Mitarbeitern – egal in welchem Unternehmensbereich – enorm gewachsen. Es gehe darum, lebenslanges Lernen zu ermöglichen, damit diese die digitale Entwicklung mitgehen können. In Bezug auf die breite Bevölkerung plädierte Klauke dafür, die Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Schul- und Ausbildung zu verbessern.

Foto: Telefónica

Auch für Telefónica sei die stetige Weiterbildung und Qualifikation der Mitarbeiter mit digitalen Kompetenzen eine wichtige Aufgabe, ergänzte Markus Haas. Damit die Mitarbeiter dieses Wissen jedoch auch in der Praxis einsetzen können, müssten sie die entsprechenden Daten im Unternehmen nutzen können. Bei Telefónica Deutschland hätten deshalb alle Mitarbeiter Zugang zu den für sie relevante Daten – selbstverständlich in anonymisierter Form. Es gehe um einen „verantwortungsvollen Umgang mit Daten“, so Haas, mit deren Hilfe sie neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit gewinnen könnten.

Um die Chancen der Digitalisierung für eine nachhaltige Entwicklung zu nutzen, müssten auch Politik und Wirtschaft mehr voneinander lernen, forderte die früherer EU-Abgeordnete Marietje Schaake. Helfe man Politikern, technische Entwicklungen besser zu verstehen, führe das im Ergebnis zu einer besseren Rechtssetzung. Gleichzeitig sei mehr Wissen über die Politik und demokratische Prozesse auf Seiten der Wirtschaft ebenfalls hilfreich, um eine Brücke zwischen den beiden Welten zu schlagen.

Vertrauen in die Digitalisierung aufbauen

Schaake merkte außerdem an, dass Datenlecks und Cyberkriminalität das Vertrauen der Bevölkerung in die Digitalisierung untergraben. Was dadurch verstärkt werde, dass oftmals niemand zur Rechenschaft gezogen werden könne. Rechenschaft bei Fehlern und Fehlverhalten sei jedoch essentiell, wenn es um Vertrauen geht. In Demokratien, so Schaake weiter, gebe es bereits gute Kontrollmechanismen – beispielsweise, wenn es um Anti-Diskriminierung oder um ungehinderten Wettbewerb gehe. Diese Regeln müssten auch auf die Entwicklung von Algorithmen angewandt werden. Dafür sei Transparenz und der Zugang zu Informationen über Algorithmen nötig.

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Auch Markus Haas sieht Europa gut aufgestellt, die Digitalisierung nachhaltig und verantwortlich zu gestalten. Die Grundlage dafür seien die gemeinsamen europäischen Werte, die zugleich die Basis für Telefónica seien. „Wir sind davon überzeugt, dass die persönlichen Daten einem jedem selbst gehören“, sagte Haas. Was nötig sei, so der Deutschland-Chef von Telefónica, sei die Schaffung eines Menschenrechts auf die eigenen Daten.

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