Cloud-Plattform: GAIA-X geht in die nächste Phase

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Veröffentlicht am 16.06.2020

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Mit dem europäischen Cloud-Projekt GAIA-X verfolgen Deutschland und Frankreich das Ziel, eine sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur für und in Europa aufzubauen. Ein erstes Konzept zur technischen Architektur wurde nun vorgestellt und leitet die Umsetzungsphase ein.

Der Name des neuen „digitalen Ökosystems Europas“ ist geschichtsträchtig: Die griechische Mythologie kennt Gaia als die Urgottheit der Erde und die Weltraummission Gaia der Europäischen Weltraumbehörde gehört zu einer der erfolgreichsten Satellitenmissionen überhaupt. Nicht weniger gewichtig sind die Ambitionen, die mit der dezentral organisierten Cloud-Plattform GAIA-X verbunden sind. Von einem „europäischen Mondflug in digitaler Regulierung“ sprach Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Anfang Juni. Bei einer virtuellen Veranstaltung präsentierte Altmaier gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire die nächsten Schritte des Vorhabens. Aus einer Zusammenarbeit von elf deutschen und elf französischen Unternehmen entstanden insgesamt fünf Publikationen, die darlegen, wie es mit GAIA-X jetzt konkret weitergehen soll.

Goldstandard für Cloud-Services

Darunter ein erstes technisches Architekturkonzept, in dem die für GAIA-X zentralen Dienste, die einzuhaltenden Regeln sowie Anforderungen aus Sicht der Anwender definiert wurden. Die nun beginnende erweiterte Projektphase mit über 300 Unternehmen und Organisationen sei das „vielleicht ambitionierteste Digitalprojekt dieses Jahrzehnts“, erklärte Altmaier. Ziel sei der Aufbau eines „europäischen Datenökosystems“ zur sicheren Digitalisierung und Vernetzung der Industrie. Damit soll die Abhängigkeit von ausländischen Cloud-Anbietern verringert und Wahlfreiheit geschaffen werden.

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Es bestehe die Chance, dass GAIA-X zum „Goldstandard für Cloud-Services weltweit“ werde – ähnlich wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Strenge EU-Schutzstandards sollen sicherstellen, dass Anwender*innen ihre Daten zwischen mehreren Cloud-Providern verwenden und verschiedene Dienste innerhalb der europäischen Cloud kombinieren können. „GAIA-X basiert auf EU-Werten und -Standards“, erklärte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Als Beispiele nannte er Offenheit, Dezentralisierung, Interoperabilität und Vertrauen. Dies sei der Unterschied zwischen GAIA-X und den großen IT-Unternehmen aus den USA und China.

Gütesiegel für Vertrauenswürdigkeit

Kooperationen mit nicht-europäischen Unternehmen seien aber erwünscht: „Wir laden Firmen weltweit ein, sich nach europäischen Werten und Regeln zu beteiligen“, betonte Altmaier. Unternehmen aus der EU würden aber „gut sichtbar“ gekennzeichnet, die jeweilige Herkunft immer transparent dargestellt. Gewinnorientierte Firmen würden mit einem Gütesiegel für vertrauenswürdige Cloud-Anwendungen konkrete Dienstleistungen anbieten können.

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GAIA-X soll von einer nicht-gewinnorientierten Organisation nach belgischem Recht gesteuert werden, die von den 22 Unternehmen der deutsch-französischen Allianz, gegründet wurde. „Die Wahl dieser Rechtsform unterstreicht das Bekenntnis zu einem transparenten europäischen Prozess, zur Offenheit und breiten Teilhabe“, heißt es in dem Papier des Bundeswirtschaftsministeriums zum aktuellen Stand des Projekts. Aufgabe der Organisation wird es sein, Voraussetzungen für die Vernetzungen zu schaffen; sprich die Zusammenarbeit international voranzutreiben und Schnittstellen zum Datenaustausch, etwa gemeinsame technische Standards und eine einheitliche Benutzeroberfläche, zu koordinieren und konzipieren. Der Branchenverband Bitkom nannte die Gründung der Organisation einen „Meilenstein auf dem Weg zu einer europäischen Cloud- und Dateninfrastruktur“.

Mehrheit der Unternehmen nutzt Cloud-Lösungen

Gerade in Zeiten von Corona und vermehrter Heimarbeit zeigt sich, welche Bedeutung die „Datenwolke“ hat. Wer auf seine Software und Daten online zugreifen kann, ist klar im Vorteil und kann problemlos von zuhause arbeiten. Auch für Unternehmen bietet die Cloud eine Reihe von Vorteilen. Firmensoftware lässt sich beispielsweise zentral in Schuss halten, kostspielige Wartungen auf vielen dezentralen Firmenservern entfallen.

Eine Umfrage, die im Auftrag von Hewlett Packard Enterprise (HPE) durchgeführt wurde, unterstreicht die Nachfrage der Unternehmen nach sicheren Cloud-Lösungen. Demnach sei für die große Mehrheit der Führungskräfte in Deutschland (85 Prozent) digitale Souveränität ein wichtiges Ziel ihrer Digitalisierungs-Strategie. Gleichzeitig gibt die Hälfte der Befragten allerdings an, dass sie davon überzeugt ist, dass die Corona-Krise die Abhängigkeit der Wirtschaft von globalen Cloud-Plattformen erhöhen kann. Befragt wurden über 2.000 Geschäftsführer, Bereichsleiter und Manager in Deutschland und Frankreich.

Der operative Start für GAIA-X ist für Anfang 2021 geplant. Bis zum Ende dieses Jahres sollen erste Teilprojekte umgesetzt sein.

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